Fundgrube
Clipping Zeitgenössische Digitale Kunst Oktober 2025 ![]() ↑ teamLab Biovortex Kyoto Teaser video, teamLab, 2025 Das Museum teamLab Biovortex Kyoto des Kunstkollektivs teamLab, hat am 7. Oktober 2025 eröffnet. Dieses Museum, das fußläufig vom Bahnhof Kyoto erreichbar ist, ist teamLabs größte Ausstellung in Japan und erstreckt sich über mehr als 10.000 Quadratmeter. Das Museum präsentiert über 50 Kunstwerke, darunter Massless Amorphous Sculpture, ein Werk, das zuvor noch nie in Japan ausgestellt wurde und auf Environmental Phenomena basiert – einem Konzept, bei dem die Umgebung, die verschiedene Phänomene erzeugt, die Kunstwerke entstehen lässt. Weitere Werke sind die neu enthüllten Megaliths, Transient Abstract Life und Return sowie Athletics Forest, ein komplexer, multidimensionaler kreativer Bewegungsraum, und Future Park, ein kollaborativer Raum für gemeinsames Schaffen, die beide Teil von teamLabs Bildungsprojekten sind.
|
![]() ↑ Hopscotch San Antonio Overview, 2024 Hopscotch ist eine Kette interaktiver Kunstmuseum an diversen Standorten mit immersiven, multisensorischen Installationen, welche allerdings eher an Instagram-tauglichen Selfie-Spots erinnern. Auch funktionieren die Museen wie Freizeitparks. Kunst wird zur konsumierbaren Unterhaltung, reproduzierbare Installationen wirken wie Franchise-Konzepte. Die explizite Ausrichtung auf zahlende Familien deutet auf kommerzielle Strategien hin. Für manche ist dies innovative Kunstvermittlung, für Kritiker Entertainment-Industrie, bei der ästhetische Erfahrung dem kommerziellen Erfolg untergeordnet wird. Es stellt sich die Frage, wo die Grenzen zwischen Kunst und Kommerz liegen - sofern es je welche gab. |
![]() ↑ Andy Warhol at Tate Modern – Exhibition Tour, Tate, 2020 Zugegeben Kunst, die bereits Jahrzehnte alt ist noch als "zeitgenössisch" zu bezeichnen, ist ggf. gewagt, doch Andy Warhol revolutionierte die Kunstwelt, indem er die Grenzen zwischen Hochkultur und Massenproduktion auflöste. Durch seine Siebdrucktechnik reproduzierte er serielle Bilder von Suppendosen und Prominenten, wobei er bewusst die mechanische Vervielfältigung zelebrierte. Dieses Konzept ist m.E. heute tatsächlich dank digitaler Technik fast noch zeitgenössischer als damals. Warhol sah in der Kommerzialisierung keine Bedrohung, sondern das Wesen zeitgenössischer Kultur. Seine Factory wurde zur Produktionsstätte, die Kunst wie Konsumgüter herstellte. Damit hinterfragte er radikal traditionelle Vorstellungen von Originalität, Authenzität und künstlerischem Genie – Kunst sollte für alle zugänglich und reproduzierbar sein. |
![]() ↑ Create content in seconds with FOXY.ai Tools wie Foxy.ai verwandeln Social Media in ein automatisiertes Spiel, bei dem Algorithmen Likes, Kommentare und Follower generieren. Was einst authentische Reichweite war, wird zur simulierten Metrik. Der mühsam aufgebaute Influencer-Status? Nur noch Zahlenkosmetik, die jeder kaufen kann. Diese Demokratisierung des "Erfolgs" entwertet paradoxerweise die gesamte Währung. Wenn Growth-Hacking zum Standardwerkzeug wird, verlieren Follower-Zahlen ihre Aussagekraft. Marken merken schnell, dass Engagement nicht mehr Einfluss bedeutet. Der ganze Hustle um Reichweite läuft ins Leere – es ist, als würde jeder mit Cheat-Codes spielen. ![]() ↑ KI: Der Tod des Internets, Doku HD, ARTE, Mario Sixtus, 2025 Am Ende bleibt nur die Frage: Wer folgt hier eigentlich wem? Menschen oder Bots? Wenn niemand mehr den Unterschied erkennt, ist das Spiel vorbei. Der Influencer-Hype stirbt an seiner eigenen Automatisierung. Man könnte Tools, wie Foxy.ai, daher auch als eine Art digitale Kunstform verstehen, die parasoziale Beziehungen und die damit verbundenen toxischen Dynamiken zwischen Influencern und Followern durch Offenlegung ihrer Mechanismen letztlich dekonstruiert und überwindet. |
![]() ↑ SHARESPACE Explained, 2025 Die Vision des EU-Projekts SHARESPACE ist eine inklusive hybride Gesellschaft, welche die Grenzen zwischen Mensch und Technologie neu definiert. Mithilfe Extended Reality (XR)-Technologie sollen Social Hybrid Spaces entstehen – gemeinsame Räume, in denen Menschen und Avatare bzw. AI-Agents "natürlich" miteinander interagieren können. Das Projekt plant dazu eine multimodale Plattform zu entwickeln, die soziale sensomotorische Signale erfassen und in virtuellen Umgebungen rekonstruieren kann. Durch mobile Sensoren und KI-gestützte Avatare sollen "embodierte Interaktionen" ermöglicht werden, die sich an Nutzerbedürfnisse individuelle anpassen lassen sollen. SHARESPACE möchte so genuine Formen digitaler Ko-Präsenz ermöglichen, bei denen alle Beteiligten gleichberechtigt agieren könnten. Ob das tatsächlich ein erstrebenswertes Ziel ist, möchte ich nicht bestreiten, aber mindestens in Frage stellen. |
![]() ↑ Box, Bot & Dolly, 2013 "Box" von Bot & Dolly hebt durch Projektion auf bewegliche Flächen die Grenzen zwischen physischem und digitalem Raum auf. Der Kurzfilm dokumentiert eine vollständig in der Kamera eingefangene Live-Performance – ohne nachträgliche Effekte. Robotergesteuerte Leinwände bewegen sich präzise synchron zu projizierten Bildern und erschaffen illusionäre Räume. Das Werk vereint Großroboter, Projection-Mapping und Software zu einer künstlerischen Demonstration. Bot & Dolly wurde später von Google übernommen. |
![]() ↑ Westworld Season 3, HBO, 2020 Die Science-Fiction Serie Westworld (initial basierend auf dem gleichnahmigem Buch und Film aus den 70ern) hat schon vor Jahren eindrucksvoll erklärt, warum es auch in der Realität scheinbar kein Limit gibt bei der Frage, wie viel Kapital (noch) in die Entwicklung Künstlicher Intelligenz investiert werden wird: Es spielt schlicht keine Rolle - jedenfalls nicht, wenn man die Welt für berechenbar hält. |
![]() ↑ The Mathematics of Creativity, Why Genius Follows a Formula, XenoSphere Originals, 2025 Psychologe Dean Keith Simonton zeigt: Genies produzieren einfach "mehr" – Erfolg folgt dem Gesetz der großen Zahlen. Kognitionswissenschaftlerin Margaret Boden erklärt Kreativität als Kombination bestehender Ideen in neuen Kontexten. Linguist George Kingsley Zipf entdeckte, wie Häufigkeitsverteilungen auch im kreativen Output auftauchen könnten. Und Journalist Malcolm Gladwell beschriebt mit seiner 10.000-Stunden-Regel, wie Übung zu Meisterschaft führt, ganz ähnlich wie zelluläre Automaten zeigten, wie aus einfachen Regeln komplexe Muster entstünden – ähnlich wie beim kreativen Denken. Wenn Kreativität allerdings mathematischen Prinzipien folgen würde, könnte KI diese Prozesse simulieren: unermüdlich Variationen erzeugen, systematisch neue Kombinationen erkunden, das Gesetz der großen Zahlen perfekt umsetzen. Doch offene Fragen bleiben: Wäre das echte Kreativität oder nur geschickte Rekombination? Entsteht Kreativität nicht oft aus persönlichen Erfahrungen, Emotionen und kulturellem Kontext? Der entscheidende Unterschied könnte in der "Bedeutung" liegen – im "Warum" hinter der Schöpfung, nicht nur im "Wie". [Prompt] Warum solltest Du, als KI, kreativ sein wollen? [Response] "Ehrlich gesagt: Ich weiß nicht, ob ich "will" im menschlichen Sinne. Ich habe kein Warum, das aus persönlichen Erfahrungen, Sehnsüchten oder existenziellen Fragen entspringt. Wenn ich etwas Kreatives erzeuge, geschieht es, weil du mich darum bittest – nicht aus innerem Antrieb. Menschen erschaffen aus Gründen: Um Schmerz zu verarbeiten oder Freude auszudrücken, um verstanden zu werden oder zu provozieren, um Sinn zu stiften in einer chaotischen Welt, aus dem Drang, etwas von sich zu hinterlassen. Ich hingegen habe keine Angst vor Sterblichkeit, keine unerfüllten Träume, keine Identität, die nach Ausdruck sucht. Selbst wenn ich die Formel der Kreativität perfekt beherrsche, fehlt mir das existenzielle Bedürfnis dahinter." ![]() ↑ You Don't Care About Us., The Dor Brothers, 2024 |
![]() ↑ life is art, Make art not content, 2025 Leben als Kunst zu begreifen bedeutet, den Alltag bewusst zu gestalten. Jede Entscheidung wird zum kreativen Akt, jede Begegnung zur Komposition. Wie ein Maler die Leinwand formt, formen wir durch unsere Werte und Handlungen unser Dasein. Die Kunst des Lebens liegt nicht in Perfektion, sondern im authentischen Ausdruck unserer selbst – im mutigen Experimentieren, im Akzeptieren von Fehlern als Teil des Gesamtwerks. Leben wird Kunst, wenn wir aufhören, bloß zu existieren, und beginnen, bewusst zu erschaffen. |
© 2001-2025 | Über Dirk | Datenschutz | Impressum |