Mooning, Michael Hacker Michael Hacker, Mooning, 2019

Prolog

Ich war vor ein paar Tagen in der Urbanshit Gallery. Die Galerie ist ein Ableger des 2007 gestateten Webzines Urbanshit und eine Bühne für internationale Künstler mit Wurzeln in Graffiti und Street Art.

Auf der kleinen Ausstellungsfläche am Hamburger Fischmarkt (Breite Straße 56), die als Ergänzung des deutlich umfangreicheren Online-Shops dient, stand im Fokus der Ausstellung "Real Affordable Art": Limitierte Editionen, Siebdrucke, Zeichnungen und originale Kunstwerke mit einer Preisobergrenze von 350 Euro.

Ich habe dort den Siebdruck "Mooning" von Michael Hacker erworben.

Studenten der Stanford University bei einem Massen-Mooning, Rob Hooft, 1995
Mass-Moning

Am gleichen Tag war ich ebenfalls in der Ausstellung "Amerika! Disney, Rockwell, Pollock, Warhol" im Bucerius Kunst Forum, auf der Werke aus Sammlungen wie der Tate, dem Stedelijk Museum, dem Israel Museum, dem Museum Ludwig oder dem Museum Brandhorst gezeigt wurden.

Norman Rockwell, Marriage Counselor, 1963 Norman Rockwell, Marriage Counselor, 1963

"Real Affordable Art" mag am Ende eine Frage des Geldbeutels sein, doch: Wer bestimmt eigentlich den Wert von Kunst? Wann ist ein Kunstwerk besonders wertvoll und wann ist es nutz- bzw. wertlos?

Natürlich gibt es dazu tonnenweise Literatur. Um nur zwei Beispiele zu nennen, ohne Empfehlungen auszusprechen: "Was ist Kunst?" von Michael Hauskeller oder "Das kann ich auch!" von Christian Saehrendt und Steen T. Kittl.

Mit Norman Rockwell, Walt Disney und auch Andy Wahol zeigt das Bucerius Kunst Forum in der o.g. Ausstellung "Amerika!" drei Künstler, die nicht umbedingt durch ihre Originale bzw. Unikate bekannt geworden sind.

Rockwell war zeitlebens Illustrator, der den amerikanischen Alltag protraitierte (und glorifizierte). Berühmt wurde er dabei vor allem durch seine Titelbilder für die Saturday Evening Post.

Walt Disney und Andy Wahol waren zweifellos Künstler - aber doch allem voran Geschäftsleute. Andy Warhol wird gar das Zitat zugeschrieben: "Geld verdienen ist Kunst und Arbeit ist Kunst und ein gutes Business ist die beste Kunst." ("Making money is art and working is art and good business is the best art.")

Besonders empfehlenswert ist in diesem Zusammenhang auch die Ausstellung "Making van Gogh" im Staedel Museum. Hier liegt der Fokus gar auf der Frage, wie genau der zu lebzeiten vollkommen erfolglose Künstler vom Geheimtipp zum Bestseller wurde? Spoiler: Am kräftigen Pinselstrich und der eigenwilligen Malweise allein lag es nicht.

Vincent van Gogh, Self-Portrait ,1887

So zeigt die Ausstellung, dass das wachsende Interesse privater Sammler auch dem Kunstkritiker Julius Meier-Graefe zu verdanken ist, dessen "Entwicklungsgeschichte der modernen Kunst", die 1911 also rund zwanzig Jahre nach dem Tod van Goghs erschien, in keinem gebildeten Haushalt fehlen durfte. Darin war van Gogh ein ganzes Kapitel gewidmet.

Wie wichtig eine gute Geschichte um Kunst und Künstler ist, scheint Meier-Graefe verstanden zu haben: In seinem Bestseller "Vincent" von 1921 entwirft er das Bild eines Künstlers, der an der Gesellschaft scheitert und sich ganz für seine Kunst aufopfert – ein tragischer Held. Das verkauft sich gut: Nicht zuletzt durch die überwiegend fiktive Erzählung wird der Name van Gogh berühmt.


Aber?

Was bedeutet das alles eigentlich? Bedeutet das, dass der Wert von Kunst nur in der Bekanntheit des Künstlers liegt? Und wenn das so ist, und der alte Spruch "Kunst kommt von können" richtig ist, was muss man dann tatsächlich können, um Künstler zu sein?

Fragen über Fragen...


#01

Bist Du ein Künsler? Begründe Deine Entscheidung.


#02

Welche Formen von Kunst kennst Du bzw. fallen Dir ein? Merke Dir die Reihenfolge, der Begriffe, die Du nennst. Was sagt die Reihenfolge über Dein Verständnis von Kunst aus?


#03

Wie ist Deine ganz persönliche Definition von dem, was Kunst ist?


#04

Muss Kunst ein Ziel haben?


#05

Erinnerst Du Dich an ein Bild, einen Gegenstand, einen Film oder ein Lied, bei dem Du eine Gänsehaut bekommen hast?


#06

Empfindest Du etwas als Kunst, was so einfach ist, dass Du es (technisch) reproduzieren könntest? Bspw. ein Strichmännchen-Zeichnung?


#07

Wie wichtig ist für Dein persönliche Verständnis von Kunst der Kontext in dem das Werk steht, bzw. der Umstand in dem der Künstler das Werk geschaffen hat? Oder muss ein Werk für sich sprechen (siehe auch Intentional fallacy)?


#08

Angenommen, Dir gefällt ein Bild in einer Ausstellung. Du betrachtest es eine Weile und es "spricht zu Dir". Nach einer Weile kommt eine Besuchergruppe mit dem Kurator der Ausstellung vorbei und der Experte erklärt die Elemente des Bildes und den Kontext in dem das Bild entstand. Du stellst fest, dass Dir das Bild "etwas ganz anderes gesagt hat". Welches Gefühl geht dann in Dir vor? Magst Du das Bild dann mehr oder weniger?


#09

Georgia O'Keeffe soll gesagt haben:" Du schreibst über meine Blume als würde ich denken und sehen, was Du denkst und siehst... aber das tue ich nicht." - Beschreibe, was sie damit sagen will.


#10

Muss Kunst lehrreich sein, also Dir etwas sagen oder zu Dir sprechen? Gibt es Kunst, die das Gegenteil tut, die Dich anschweigt oder die Dich gar dümmer macht? Und ist das Kunst?


#11

Kannst Du Dir eine Welt ohne Musik vostellen? Wie wäre das? Und wie wäre es ohne Bilder - ganz gleich ob gemalt, gezeichnet oder photographiert? Wie wäre es ohne Bücher und geschriebene Geschichten?


#12

Wozu ist Kunst da? Was ist die Aufgabe von Kunst? Glaubst Du, dass es eine universelle Antwort auf diese Frage geben kann? Falls nicht, welche möglichen Antworten kannst Du Dir noch vorstellen?


#13

Ist Kunst ohne Gefühl möglich? Ist Kunst ohne Erfahrung möglich?


#14

Was sagt der Kunstgeschmack, also welche Werke wem gefallen, über die Person aus? Ist etwas dran an der Hypothese, dass uns immer die Kunst besonders gefällt, die uns etwas gibt, was uns sonst in unserem Leben fehlt?


#15

Gibt es einen Künstler auf den Du neidisch bist oder alternativ den Du besonders bewunderst, wel er etwas kann, dass Du gerne können würdest?


#16

Wie wichtig ist sind "künstlerische" bzw. besondere Fähigkeiten für Dein Verständnis von Kunst?


#17

Wie entscheidend ist der Zeitgeist und die Mode auf die Kunst? Kann etwas in einem Moment Kunst und im nächsten Müll sein? Und wie ist es umgekehrt?


#18

Wie entscheidend ist Kunst für den Zeitgeist und die Mode? Kann Kunst ohne Zeitgeist und Mode existieren? Gibt es zeitlose Kunst? Gibt es zeitlose Mode? Gibt es zeitlosen Zeitgeist?


#19

Wann wird Kunst zu Prodaganda? Und wann wird Propaganda zu Kunst?


#20

Wie wichtig ist Phantasie für Dein Verständnis von Kunst? Gibt es Kunst ohne Phantasie? Nenne Beispiele.


#21

Ist dieser Fragebogen Kunst? Warum bzw. warum nicht?


#22

Wie entscheidend ist der Mensch in der Kunst? Kann eine Maschine Künstler sein? Oder ist der Mensch, der die Maschine gebaut hat der Künstler? Ab welchem Abstraktionsgrad (vgl. Maschinelles Lernen) hört der Mensch auf der Schöpfer hinter der Maschine und dabit der Kunst zu sein?


#23

Kann ein Algorithmus autonom erkennen, was Kunst ist? Was sagt das über Kunst aus?


#24

Muss Kunst...

  • gefallen bzw. schön sein?
  • provozieren?
  • eine botschaft haben?
  • sich gut verkaufen können?

Begründe Deine Entscheidung.


25

Wer entscheidet über den Wert von Kunst? Auf welcher Grundlage? Teilst Du diese Wertvorstellung immer? Warum?

How Jackson Pollock became so overrated ↑ Beeinflusst dieses Video Deine Antwort auf die gestellte Frage? Warum (nicht)?


Was soll denn das?

Jeder meiner Fragebögen kreist ein Thema ein. Die Anworten bleiben dem Leser überlassen. Meist bringt eine gute Frage mehr als eine gut gemeinte Antwort. Ich entwerfe meine Fragebögen in Erinnerung, als Ergänzung und in Anlehnung an Max Frisch.



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