Zugegeben, ich bin eigentlich ein Systempessimist. Ich glaube nicht daran, dass alles immer so weitergeht, wie es in der Vergangenheit war. Seit Jahren prognostizieren Experten das Ende des Kapitalismus. Postwachstum ist das Stichwort der Stunde und Covid-19 bringt diese Diskussion nun aktuell auf eine neue Ebene.

Die Rede ist von Massenarbeitslosigkeit, von einer Absenkung der Lebensqualität, Migrationswellen in bislang nicht gekanntem Ausmaß, der Zerfall von Staatengemeinschaften und die Rückkehr zum Nationalismus und so weiter und so fort. Kurzum, das Ende der Menschheit ist nahe. Noch näher als durch die katastrophalen ökologischen Umwälzungen, oder?

Obgleich ich ein Systempessimist bin, habe ich keine Angst vor der Zukunft. Angst ist eine Reaktion. Zuversicht ist eine Entscheidung. Zeiten großer Veränderung und teilweise Chaos sind nur Meilensteine in der Geschichte. Sie markieren das Ende der einen Ära und den Beginn einer neuen.

Wer mich kennt, weiß, dass meine Geschichten, meine Ansichten und mein Handeln immer eine mal mehr mal weniger verschlüsselte Botschaft enthalten haben: Hab keine Angst vor der Zukunft. Sei gespannt auf das, was kommt. Es wird Spaß machen, in der Zukunft zu leben.

Doch jetzt bist Du verängstigt. Während ich diesen Text schreibe, sind etwa 3,7 Millionen Menschen weltweit mit dem Corona-Virus infiziert und seit Januar sind mehr als 250 Tausend Menschen daran gestorben. Während Du diesen Text liest, werden diese Zahlen noch weiter gestiegen sein und eher drollig wirken.

Aber meine Botschaft hat sich nicht verändert: Hab keine Angst. Bleib ruhig.

Behalte auch im Hinterkopf: Immer, wenn die Menschheit in eine Krise gerät, ruft sie nach der Wissenschaft. Nicht, weil Wissenschaftler perfekt sind oder klüger als der durchschnittliche Mensch, sondern weil sie in der Lage sind, Herausforderungen systematisch zu analysieren und zu verstehen, wie man Lösungen entwickelt, testet und verbreitet.

Der entscheidende Punkt bei der Wissenschaft ist, dass hier Menschen zusammenarbeiten. Wissenschaftler entdecken nicht nur Dinge. Sie schreiben und diskutieren darüber. Sie einigen sich auf Formate oder Standards, sie sammeln Daten und interpretieren sie gemeinsam, sich lassen Widersprüche zu und sind in der Lage, zu unterscheiden zwischen Ideen, Hypothesen und Fakten. Wissenschaft ist der Motor der Zivilisation.

Jetzt gerade hast Du Angst, weil Du glaubst, dass die Zivilisation auseinanderfällt. Du weißt nicht mehr, wem Du glauben kannst. Es fällt Dir schwer zwischen seriösen Wissenschaftlern und interessengesteuerten Meinungsmachern zu unterscheiden. Politiker, die ihr Fähnchen in den Wind hängen, und vor allem versuchen Wählerstimmen und Wahlkampfspender bei Laune zu halten, bieten hier auch nur wenig Hilfe zur Orientierung.

Es fühlt sich so an, als würden Menschen, die augenscheinlich nicht verstehen, was gerade passiert, Menschen nicht zu hören, die wissen was passiert. Ein Konsens fehlt. Du fühlst Dich mit Deiner Sicht auf die Dinge allein, hast Angst, krank zu werden und noch isolierter – und dennoch sage ich Dir: Ruhe bewahren.

Die Gesellschaft wird sich verändern. Niemand kann Dir zum aktuellen Zeitpunkt sagen, wie. Gute Wissenschaftler verschweigen Unsicherheiten nicht – im Gegenteil. Und, leider gibt es mächtige Interessen, die diesen Mangel an Sicherheit für sich zu nutzen wissen. Deshalb ist es noch immer einfach zu behaupten, Zigaretten würden keinen Krebs verursachen und die Verbrennung fossiler Brennstoffe zerstöre nicht den Planeten. Früher war die Erde auch mal eine Scheibe, um die sich die Sonne drehte.

Jetzt ist es also Covid-19. Und dabei ist Covid-19 noch nicht einmal, der erste Killervirus des 21. Jahrhunderts. Man denke, nur an SARS im Jahr 2003/2004 oder MERS 2012. Manche Staaten hatten diese Warnungen erkannt und sich vorbereitet, andere nicht.

Nun schauen aber wieder alle auf die Wissenschaftler. Ein Impfstoff wird noch auf sich warten lassen. Denn, mal unter uns, würdest Du Dir mit gutem Gewissen einen Impfstoff spritzen lassen, der kaum getestet wurde und von dem die Nebenwirkungen vielleicht sogar noch schlimmer sind als die Krankheit selbst? Vermutlich eher nicht.

Warum sage dann aber die ganze Zeit, Du solltest die Ruhe bewahren?

Ganz einfach, wenn die Menschheit in Krisen geraten ist, hat dies stets dazu geführt, dass die Gesellschaft stärker zusammengehalten hat. In Panik geraten, sind meist nur die Eliten, die um ihre Position fürchteten. Ja, wir haben alle die Bilder gesehen, in denen sich Mitmenschen in wohlhabenden Regionen um die Verteilung von Klopapier und in weniger wohlhabenden um die von Brot streiten, aber im Kern sitzen doch die meisten von uns im gleichen Boot.

Covid-19 und seine gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Folgen, werden die Welt vermutlich nicht zu einem gerechteren Ort machen. Der Hunger wird nicht besiegt werden. Kriege und sonstige Konflikte werden nicht beendet werden. Es wird weiter Hunger, Durst und Ungerechtigkeit geben. Raucher werden auch weiterhin an Lungenkarzinomen und Trinker an Leberzirrhosen sterben – und zwar zu Tausenden.

Etwas hat der ganze Rummel um Covid-19 aber gezeigt: Wo ein Wille ist, ist ein Weg. Es ist davon auszugehen, dass die aktuell vergleichsweise leisen Stimmen der globalen Klimaaktivisten in kürzester Zeit lauter werden. Warum sollte man nicht ein ähnliches Maßnahmenpaket schnüren, um den Planeten vor dem Untergang zu bewahren? Hier dürften einige Politiker mittelfristig in Erklärungsnöte kommen.

Dieser Punkt allein, gibt mir schon Anlass, weniger pessimistisch in die Zukunft zu sehen, aber es gibt auch noch einen weiteren.

Ich habe ich meinem Leben – zum Glück!!! – noch keinen Krieg am eigenen Leib erlebt und nie ernstzunehmenden Mangel gelitten – und dennoch gab es, zumindest laut der Medien, während meiner Lebenszeit schon „bemerkenswerte“ Krisen. Um nur zwei zu nennen: Den Einbruch der so genannten „New Economy“ bzw. das Platzen der „Dot-Com-Blase“ (2001) und die so genannte „Finanzkriese“ (2009).

In Folge dieser Krisen haben, viele Menschen ihre Arbeit und ihre Perspektiven verloren. Das will ich gar nicht bestreiten. Doch hat mal ein kluger Mensch zu mir gesagt, dass es zwei Möglichkeiten gibt, durch eine Krise zu kommen: Entweder man spart sich durch oder man investiert sich durch. Meine persönlichen Beobachtungen haben mir gezeigt, dass die Krisen-Sparer langfristig nie zu den Gewinnern zählten.

Die Welt wird jetzt nicht untergehen – und auch post-kapitalistische und Post-Wachstumsphasen benötigen Investitionen. Bildung ist so eine Investition. Doch wie und wo auch immer Du investieren möchtest, sei Dir stets bewusst:

Angst ist ein schlechter Ratgeber. Bewahre Deine Ruhe.




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